Entspannt arbeiten – das wollen wir doch alle, oder? Doch leider gibt es da eine deutliche Diskrepanz zwischen dem Wollen und dem Umsetzen.
Hand aufs Herz – wie leicht fällt es uns denn wirklich unsere Arbeit im innerlich ruhigen Zustand zu tun? Heutzutage sind wir doch alle mehr oder weniger “on the run”. Gehetzt unterwegs, dann zuhause schnell noch die Spülmaschine ausräumen, kochen, essen. Das ist so zur Gewohnheit geworden, dass wir unseren schnellen Lebensstil für ganz normal halten. Klar, macht ja jeder so. Die körperlichen Langzeitfolgen von Stress sind gesellschaftlich so etabliert, dass auch dies nicht mehr hinterfragt wird.
Aber: War das eigentlich mal anders? Kürzlich erzählte mir eine liebe Bekannte von einer schönen Beobachtung während eines Besuchs auf dem Land bei den Schwiegereltern, wo die Uhren noch anders ticken. Alles hat dort seinen Rhythmus, seine Zeit. Die Arbeit wird in Ruhe verrichtet, weil sie in einem bestimmten Zeitrahmen getan wird. Und wenn es um 19 Uhr Abendessen gibt, wird vorher nicht noch schnell der Rest der Arbeit fertiggemacht, sondern es geht am nächsten Morgen um 9 Uhr damit weiter. Allein als ich das hörte, stellte sich schon eine innere Ruhe in mir ein. Was für eine tolle Inspiration!
Der Unterschied zu unserem schnellen Leben ist ja der: Die Vorstellung eine Arbeit in einer bestimmten Zeit zu erledigen, fällt weg. Unsere innere Erwartungshaltung ein Ergebnis y in Zeit x zu erreichen, mobilisiert unseren inneren Antreiber – die Stimme im Kopf, die sagt: “Noch schnell dies. Noch schnell das. Los, das schaffst du jetzt noch. Danach darfst du dich hinsetzen.” Der innere Antreiber ist leider nie zufrieden. Selbst wenn der Körper erschöpft aufs Sofa sinkt, kann der Kopf noch weiter arbeiten. Fernsehen oder YouTube lenken dann davon ab.
Wenn wir mal das größere Bild anschauen, besteht das moderne Leben aus einer Trennung zwischen Arbeiten und Entspannen, zwischen Tun und Sein. ENTWEDER man tut etwas ODER man ruht sich aus. (Im noch größeren Bild ist dies auch das Konzept von arbeiten-gehen-müssen und dann in-den-Urlaub-fahren dürfen).
Das Fatale ist die fixe Idee, dass man glaubt mehr Zeit zum Ausruhen zu haben, wenn man schneller arbeitet. Hat das je funktioniert? Magenschmerzen, Bluthochdruck oder andere Warnsignale des Körpers verschwinden schließlich nicht, wenn man sich nach dem Herumrennen endlich hinlegt.
Was also können wir ändern? Wie die Trennung zwischen Tun und Sein aufheben? Wie die Zwei zum Einen zusammenfügen?
Ich lade Sie ein sich mal hinzusetzen und zu empfinden, was dieser schnelle Lebensstil mit Ihnen macht. Nehmen Sie sich die Zeit das richtig zu fühlen. Vielleicht entsteht da eine Sehnsucht nach Ruhe, danach sich sinken zu lassen. Die Sehnsucht danach einfach nur zu sein anstatt zu tun. Eine Verlangsamung darf sich einstellen. Sie spüren sich selbst wieder mehr, was ja im Rennen gar nicht möglich war. Statt eines Abends vor dem Bildschirm – schaffen Sie sich die Oase der Begegnung mit sich selbst. Eine Kerze, ein natürlicher Duft, abendliche Ruhe, Dämmerung. Vielleicht liegen Sie einfach auf dem Sofa, schauen nur an die Decke und lassen den Atem fließen… Auf jeden Fall ist es ein Abend für Sie selbst; eine Gelegenheit für Sie langsam wieder mehr in Kontakt zu sich kommen.
Was kann daraus entstehen? Eine Möglichkeit zur Selbstreflektion… Erkenntnisse… innere Ruhe… das Gefühl von Frieden… Kontakt zu lang vergrabenen Herzenswünschen… Vielleicht entsteht auch ein Impuls, der aus dem Inneren kommt. Etwas Kreatives, das aus Ihnen entstehen möchte. Nehmen Sie diesen Impuls wahr und greifen Sie ihn auf, wenn es sich richtig anfühlt. Vielleicht ist der jetzige Moment oder der nächste Abend dafür geeignet, dem inneren kreativen Impuls zu folgen – möglicherweise etwas mit den Händen zu schaffen – ein vergessenes aber geliebtes Hobby wieder neu zu entdecken. Das ist dann eine schöne Erfahrung etwas zu tun und gleichzeitig zu sein. Da gibt es keine Trennung mehr zwischen Tun und Sein, sondern wir sind ganz entspannt und ganz bei uns, während wir etwas tun. Da ist Gefühl, da ist das Herz mit dabei. Und Leistungsdenken und Zeit haben keine Bedeutung mehr.
Diese Erfahrung kann auch helfen langsam eine neue innere Haltung zu etablieren: Den Zustand bei sich selbst zu sein währenddessen man etwas tut – dieses Gefühl darf mehr und mehr in den Alltag einfließen. Auch inneren Impulsen Raum zu geben und sie umzusetzen. Den inneren Antreiber zu identifizieren und ihm zu sagen: Ich entscheide selbst was jetzt dran ist zu tun!
Und wenn Sie sich dabei ertappen wieder zu hetzen, dann halten Sie inne und atmen erstmal tief durch. Um sich daran zu erinnern, dass es auch anders geht: Entspannt und dass Herz und Seele mit dabei sind.